Zum Service-Portal

Blickpunkt Landtagswahl – die KZVLB im Gespräch

Die zahnmedizinische Versorgung ist unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitssystems und der Lebensqualität von uns allen. Vor diesem Hintergrund engagiert sich die Kassenzahnärztliche Vereinigung Land Brandenburg (KZVLB) für verlässliche Rahmenbedingungen, um der besorgniserregenden Entwicklung in der zahnmedizinischen Versorgung wirksam zu begegnen. Mit Blick auf die Landtagswahlen in Brandenburg hat unser Vorstand deshalb die Initiative ergriffen, um mit Vertretern der politischen Entscheidungsträger ins Gespräch zu kommen. Dabei stehen neben aktuellen Problemen vor allem deren Lösungen im Sinne einer nachhaltigen Versorgungssicherung im Fokus.

CDU-Fraktion - Gespräch mit Prof. Dr. Michael Schierack

Auftakt der Gesprächsreihe war unser Besuch Prof. Dr. Michael Schierack, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag.

Herausforderungen von Demografie, Bürokratie, Budgetierung und Nachwuchsmangel war schnell klar – hier muss gehandelt werden, auch wenn die Problembewältigung zum Teil komplex ist und einen längeren Atem braucht.

So will sich die CDU-Landtagsfraktion in der kommenden Legislaturperiode aktiv dafür einsetzen, die vorhandene Förderrichtlinie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zur Stärkung der landärztlichen Versorgung auf die Zahnärzteschaft zu erweitern. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die Heranbildung unseres so dringend benötigten Zahnärzte-Nachwuchses auch auf Landesebene zu fördern und Anreize für die Niederlassung in strukturschwachen Regionen unseres Landes zu schaffen!

Nicht minder drängend ist die Schaffung eines öffentlichen Studienganges für Zahnmedizin direkt im Land Brandenburg. Auch hier sieht Prof. Dr. Schierack Handlungsbedarf, wenngleich er den Realisierungszeitraum für dieses komplexe Vorhaben eher langfristig - über die kommende Legislaturperiode hinaus – einschätzt.

Unterm Strich steht die CDU-Fraktion uneingeschränkt hinter den Werten unseres dezentralen, auf selbständig geführten Praxisniederlassungen basierenden Versorgungssystems. Diese entsprechen dem Selbstverständnis der Freien Berufe und sind die besten Voraussetzungen für ein stabiles, auf nachhaltige Versorgungssicherheit ausgerichtetes Gesundheitssystem.

Gespräch mit Ronny Kretschmer - gesundheitspolitischer Sprecher Fraktion Die Linke

Die KZVLB hat ihre Gesprächsreihe mit den Fraktionsvertretern des Brandenburger Landtages fortgesetzt. Zu Gast war die Fraktion Die Linke, vertreten durch Ronny Kretschmer, Sprecher für Gesundheits- und Pflegepolitik sowie Fraktionsreferentin Nina Waskowski. Dabei haben wir deutlich gemacht: Der Nachwuchsmangel ist auch im zahnmedizinischen Bereich bereits heute ein akutes Problem – das sich künftig noch massiv verstärken wird! Übrigens nicht nur durch die demografische Entwicklung, denn überbordende Bürokratie, Budgetierung und praxisferne Gesetze tun dabei ihr Übriges. So ist die zahnmedizinische Versorgung bis 2040 für mehr als 700.000 Menschen im Land Brandenburg gefährdet! Erster Ansatz, dagegen etwas zu unternehmen, wäre die Erweiterung der Förderrichtlinie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz zur Stärkung der landärztlichen Versorgung auf die Zahnärzteschaft. Das sieht auch Ronny Kretschmer so. Dabei spricht sich die Die Linke auch dafür aus, die (momentan noch auf die Ärzteschaft beschränkten) Stipendien aufzustocken. Dem können wir uns nur anschließen!

Ebenso unstrittig: Das Land Brandenburg braucht – neben dem gerade gestarteten Modellstudiengang der MHB – unbedingt auch öffentliche Studienmöglichkeiten, wobei dies aus Sicht von Ronny Kretschmer aufgrund der finanziellen Herausforderungen wohl eher ein mittel- bis langfristiges Ziel bleibt. Skeptisch sieht die Linke übrigens auch die Ausweitung investorengetragener MVZ und plädiert hier für die vereinfachte Gründung vom MVZ unter kommunaler Trägerschaft.

Wir werden jedenfalls mit unseren Initiativen rund um Strukturfonds, Praxislotsen oder Famulatur-Unterstützung weiter vorangehen, aber ohne das aktive Engagement vor allem auf Landesebene sind die Herausforderungen nicht zu bewältigen! Hier ist Kräftebündelung gefragt – nur so erhalten wir die sichere zahnmedizinische Versorgung auch für künftige Generationen!

Besuch bei Dr. Thomas Götz, Staatssekretär im MSGIV

Staatssekretär Dr. Thomas Götz ist seit Januar 2024 in dieser Funktion tätig und folgte auf Michael Ranft, der zuvor in den Ruhestand getreten war. Vor diesem Hintergrund bot unser Besuch in der Staatkanzlei die Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen und den ausführlichen Austausch zu den aktuellen Herausforderungen für unseren Berufsstand: von der Nachwuchsförderung, Bürokratieaufwuchs, Budgetierung bis zum demografischen Wandel.

Fakt ist: Um auch künftig eine sichere und hochwertige zahnmedizinische Versorgung im Land Brandenburg zu gewährleisten besteht dringender Handlungsbedarf! Vor allem muss es   gelingen, das Nachwuchspotenzial zu vergrößern, zum Beispiel durch Studiengänge an staatlichen Hochschulen im Land oder der Erweiterung der Förderrichtlinie für Landärzte auf die Zahnärzteschaft. Außerdem würden weniger Bürokratie und die Aufhebung der Budgetierung sowohl bestehende als potenzielle Praxisinhaber ermutigen, weiterzumachen oder den Traum von der eigenen Praxis zu realisieren.

Staatsekretär Dr. Thomas Götz verdeutlichte gegenüber der KZVLB, den weiteren Diskussions- und Umsetzungsprozess dieser Themen, die zum Großteil auch bundespolitisch determiniert sind, auf Landesebene kritisch-konstruktiv zu begleiten. Dies betreffe die Komplexe „Entbürokratisierung“ oder „Fachkräftemangel“ ebenso, wie die Problematik der investorengetragenen MVZ. Zudem gehören die Zahnärzte zu den Vorreitern bei der praktischen Umsetzung wissenschaftlich fundierter Prophylaxeverfahren, beispielsweise bei der Parodontitistherapie. Dieses Synergiepotenzial von Wissenschaft und Praxis gelte es auch weiterhin zu nutzen, um die kostenintensive Behandlung von Folgeerkrankungen in der Bevölkerung einzudämmen.

Wir danken dem Staatsekretär für diese Gesprächsgelegenheit! Im Interesse unserer Mitglieder und Patienten bleiben wir hier im engen Austausch, um die zahnmedizinische Daseinsvorsorge in unserem Land nachhaltig zu sichern.

Im Gespräch mit Björn Lüttmann, stv. Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion

Unser Vorstand hat die Gespräche im Vorfeld der Landtagswahl fortgesetzt. Wir waren diesmal bei der SPD-Fraktion zu Gast und haben uns mit Björn Lüttmann getroffen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.

Auch hier wurde deutlich: Wir müssen jetzt aktiv werden, um die Herausforderungen für unseren Berufsstand zu bewältigen und die Patientenversorgung zu sichern! Schließlich geht es um nicht weniger, als die Sicherung der zahnmedizinischen Daseinsvorsorge für unsere Bevölkerung. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und unsere Erfahrung, dass 50 Prozent der altersbedingt aufgegebenen Praxen nicht nachbesetzt werden können, ist schon 2030 die Versorgung von rund 600.000 Einwohnern im Land gefährdet. Bis 2040 könnten dies bereits mehr als 700.000 Brandenburger sein – soweit dürfen wir es nicht kommen lassen!

Wir brauchen dringend mehr Absolventen, die sich hier vor Ort den Traum von der eigenen Praxis erfüllen wollen. Perspektivisch heißt dies: Mehr Studienmöglichkeiten im Land. Der zum aktuellen Sommersemester gestartete Modellstudiengang an der MHB ist ein erster, wichtiger Schritt, dennoch brauchen wir unbedingt auch staatliche Studiengänge für Zahnmedizin im Land. Sehr zu begrüßen ist die von der SPD geplante Erweiterung der Förderrichtlinie zur Stärkung der landärztlichen Versorgung auf die Zahnärzteschaft. Dies schafft weitere Anreize für den so dringend benötigten Nachwuchs in den strukturschwachen Regionen.

Darüber hinaus müssen die Rahmenbedingungen für unseren Beruf wieder attraktiver werden. Und das nicht nur aus Sicht des Nachwuchses, sondern auch aus Sicht der aktiven Berufskollegen, von denen nicht wenige ihre Praxis vorzeitig aufgeben. Die mittlerweile ausufernde Bürokratie ist hierfür ebenso ein Motiv, wie die Budgetierung mit ihren Auswirkungen auf unzureichende Therapieleistungen und Folgeerkrankungen.

Es ist also höchste Zeit, zu handeln und gemeinsam Lösungen für die komplexen Probleme zu erarbeiten. Die Herausforderungen waren nie größer, meistern werden wir diese nur gemeinsam - mit der Kräftebündelung über alle Ebenen hinweg!

Podiumsdiskussion "Gesundheitspolitik im Fokus"

Podiumsdiskussion im Haus der Brandenburger Ärzteschaft

Auf Einladung von LÄKB und KVBB vermittelten Fraktionsvertreter des Brandenburger Landtages im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Haus der Brandenburger Ärzteschaft die gesundheitspolitischen Prämissen ihrer Parteien. 

Im Auditorium war - neben unterschiedlichsten ärztlichen Berufsgruppen - natürlich auch die Zahnärzteschaft vertreten, u.a. mit Dr. Eberhard Steglich, Vorstandsvorsitzender der KZVLB, und LZÄK-Präsident Jürgen Herbert. Dabei verdeutlichte der Diskussionsverlauf einmal mehr: Die Herausforderungen sind fachübergreifend für den gesamten medizinischen Bereich so immens, dass hier nur die Kräftebündelung über Parteigrenzen hinweg zu Lösungen führen wird.

Ein Beispiel: Die Förderrichtlinie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zur Stärkung der landärztlichen Versorgung (Landärzte-Richtlinie).Im Jahr 2019 ins Leben gerufen, gilt diese bis heute weder für Zahnärzte noch Apotheker und bedarf auch mit Blick auf die Budgetgröße dringend der Erweiterung, um tatsächlich spürbare Impulse zur Nachwuchsförderung zu erreichen. Wir haben jedenfalls wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass die Erweiterung der Richtlinie auf die Zahnärzteschaft parteienübergreifend für die neue Legislaturperiode ganz oben auf der Agenda steht.

Damit wäre eine grundlegende Forderung unserer Körperschaften erfüllt und signalisiert den Kommunen und Landkreisen: Nachwuchsförderung ist eine Investition in die Zukunft und ein wichtiger Beitrag, Fachkräfte an die Region zu binden und die Lebensqualität vor Ort zu erhalten. Ohne die medizinische Infrastruktur – und Zahnarztpraxen sind dafür unverzichtbar – verlieren die Kommunen an Attraktivität und letztlich noch mehr Bürger, als dies durch die demografische Entwicklung ohnehin schon der Fall ist. Einige Kommunen und Landkreise haben bereits Förderprogramme ins Leben gerufen, und auch der Strukturfonds, mit dem die KZVLB und die gesetzlichen Krankenkassen die Praxisneugründung oder -übernahme unterstützen, trägt zur Versorgungssicherung bei. Die außerdem dringend erforderliche Landesförderung wäre ein wichtiges Signal, dieses Potenzial im Land weiter auszubauen.

Ein weiteres Problem mit akutem Handlungsdruck ist die ausufernde Bürokratie, die – auch dies ist über die Parteigrenzen hinweg unstrittig – unbedingt abgebaut werden muss. Weniger klar erscheint allerdings der Weg dorthin. Im Streben des Gesetzgebers, jede Eventualität zu regeln, nehmen die bürokratischen Begleiterscheinen als Teil des Gesamtsystems zwangsläufig immer weiter zu, bis sie selbst zum Problem werden. Fakt ist: das „Bürokratiemonster“ bedroht nicht nur den laufenden Praxisbetrieb und führt zu vorzeitigen Praxisaufgaben. Es schreckt auch potenzielle Neugründer und Praxisübernehmer ab, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen und den Traum von der eigenen Praxis zu verwirklichen. Hier ist also trotz aller Hürden der Wille und die Kreativität unserer politischen Entscheidungsträger gefragt, denn klar ist: ein „Weiter so“ steht nicht zur Diskussion. Ein gehöriges Stück weit mehr Vertrauen in die Selbstverantwortung und -verwaltung (zahn)medizinischer Leistungsträger und weniger behördliche Kontrolle ist hier sicher ein empfehlenswerter Ausgangspunkt.

Durchaus unterschiedliche Auffassungen vertreten die Parteien bei der Frage, wieweit (zahn)medizinische Versorgung über freiberufliche Praxisniederlassungen hinaus etwa auch über (kommunale) MVZ verbessert werden könnte. Als Körperschaft vertreten wir hier den klaren Standpunkt, dass die nachhaltige zahnmedizinische Versorgung auch künftig am besten über unser bewährtes, ambulantes System auf Basis freiberuflicher Selbstverwaltung gewährleistet werden kann. Denn klar ist auch: Wenn der Nachwuchs fehlt, fehlt dieser auch für das Leistungsspektrum in den Medizinischen Versorgungszentren – aktuelle Beispiele hierfür gibt es genug.

Die Hauptaufgabe für die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene kann daher nur lauten: Wir brauchen angesichts einer problematischen demografischen Entwicklung mehr Nachwuchs im Land -  mit ausreichend Studienmöglichkeiten und Förderprogrammen sowie attraktive, verlässliche Rahmenbedingungen für die Berufsausübung. Das heißt: so wenig Bürokratie wie möglich und keine Budgetzwänge für notwendige Therapieleistungen. Nur so werden wir auch künftig die zahnmedizinische Versorgung unserer Patienten gewährleisten! 

Die Positionen der KZVLB zur nachhaltigen Sicherung der zahnmedizinischen Versorgung

Dies sind die Positionen der KZVLB zur nachhaltigen Sicherung der zahnmedizinischen Versorgung im Land Brandenburg:

Förderung des Nachwuchspotenzials durch:

  • die Schaffung zahnmedizinischer Studiengänge an staatlichen Hochschulen im Land Brandenburg
  • die Erweiterung der Förderrichtlinie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg zur Stärkung der landärztlichen Versorgung auf die Zahnärzteschaft

Bürokratieabbau u.a. durch

  • keine Öffnung der Prüfungskompetenzen durch die Rechnungshöfe
  • weniger komplizierte und kostenintensive EU-Zulassungsverordnungen für Medizinprodukte
  • die Einbindung der Bundeskörperschaften in EU-Gesetzgebung
  • praxistaugliche Dokumentationspflichten bei der Aufbereitung von Medizinprodukten
  • ausgereifte Software für die Etablierung einer effizienten Telematikinfrastruktur (TI)
  • Aufhebung von Sanktionierungen bei der TI und deren Anwendungen

 

Des Weiteren fordern wir den Gesetzgeber auf,

  • die im GKV-FinStG festgelegten maximalne Punktwertsteigerung (in 2024 prozentuale Grundlohnsummenentwicklung minus 1,5 Prozent) abzuschaffen
  • die Leistungen der Parodontitistherapie von der Budgetierung des GKV-FinStG sofort aufzuheben 

 

„Die Nichtumsetzung dieser Punkte gefährdet die wirtschaftliche Basis bestehender Praxen und erschwert Übernahmen oder neue Niederlassungen. Wir brauchen deshalb Rahmenbedingungen, unter denen die Niederlassung für junge Zahnärzte wieder attraktiv wird“, betont Dr. Eberhard Steglich, Vorstandsvorsitzender der KZVLB. „Die bestehenden Sparzwänge und ausufernde Bürokratie sind dabei völlig kontraproduktiv und schrecken junge Kollegen nur ab!“ So fördert die KZVLB beispielsweise bereits die Übernahme oder Neugründung einer Praxis in ländlichen und strukturschwachen Gebieten mit bis zu 100.000 Euro. „Die komplexen Herausforderungen erfordern jedoch die Kräftebündelung auf allen Ebenen“, appelliert Dr. Steglich an die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene.